Sternenkinder
Tage zwischen Tod und Beisetzung
Ein Sternenkind ist ein Kind, das vor, während oder kurz nach der Geburt stirbt.
Trotz guter medizinischer Versorgung gibt es immer wieder Fälle, in denen Kinder noch im Bauch sterben, die Geburt nicht überleben oder kurz nach der Geburt sterben. Die Gründe können sehr unterschiedlich sein, und dementsprechend sind es auch die Umstände. Manche Eltern erfahren bei den Untersuchungen während der Schwangerschaft, dass ihr Kind nicht überlebensfähig ist. Das kann beispielsweise an einem Gendefekt, einem Herzfehler oder anderen organischen Fehlbildungen liegen. Manchmal endet eine völlig unproblematisch verlaufene Schwangerschaft mit einer Totgeburt. Die medizinischen Gründe für den Tod des Kindes lassen sich manchmal klären, manchmal nicht. Nie beantwortet wird jedoch die Frage: „Warum ausgerechnet unser Kind?“
Eltern von Sternenkindern erleben eine Traurigkeit, die kaum auszuhalten ist. Ihre Hoffnungen und Träume enden abrupt. Oft ist die erste Reaktion, alles möglichst schnell „hinter sich bringen“ zu wollen, weil der Schmerz so unerträglich ist. Ein totes oder nicht überlebensfähiges Kind auf natürlichem Wege zu entbinden, scheint im ersten Moment unvorstellbar. Doch in den meisten Fällen ist es ratsam, den Weg der natürlichen Geburt zu gehen. Die „stille Geburt“ belastet den Körper der Mutter meist weniger als ein Kaiserschnitt. Bei der Geburt schüttet der Körper bestimmte Hormone aus, die die Frau das Ende der Schwangerschaft besser verstehen lassen. Die Geburt ist der erste Schritt auf dem schweren Weg der Trauer, den die Eltern nun gehen müssen.
Der Tod eines Kindes ist für die Partnerschaft eine schwere Belastung. Jeder Mensch trauert anders, oft trauern Männer und Frauen unterschiedlich. Für die Beziehung ist es wichtig, einander den Raum zu geben, den beide für ihre individuelle Trauer brauchen, und dennoch füreinander da zu sein, miteinander zu reden, einander zuzuhören. Auf diese Weise können die Partner*innen in der schweren Zeit einander Halt geben.
Die Trauer erscheint wie ein schwarzes Loch, aus dem es keinen Ausweg gibt. Wer ein Sternenkind gehen lassen muss, wird die Traurigkeit ein Leben lang spüren. Keine Mutter, kein Vater vergisst den Verlust eines Kindes. Aber die Trauer wandelt sich, der Verlust kann ins Leben integriert werden, und es kann ein gutes Leben mit der Trauer geben.
Seit 2013 spielt es personenstandrechtlich keine Rolle mehr, wie schwer das Kind war. Auch die Geburt von Kindern mit einem Gewicht von weniger als 500 Gramm können die Eltern beim Standesamt anzeigen. Sie erhalten dann eine Bescheinigung, in der Name, Geschlecht, Geburtstag und Geburtsort eingetragen sind.
Die Eltern müssen ihr Sternenkind gehen lassen. Dabei hilft es, wenn die Eltern in aller Ruhe ihr Kind erst mal „kennenlernen“, um es dann liebevoll verabschieden zu können.
Die Tage zwischen Tod und Beisetzung sind mit entscheidend für den weiteren Verlauf der Trauer.
Nicole Rinder ist stellvertretende Geschäftsleiterin und Trauerpädagogin von AETAS. Ihr Sohn lebte nur vier Tage. Es war ein angekündigter Tod, ein langer Abschied. Diese Erfahrung veränderte Nicole Rinders Leben und führte sie zu ihrer Berufung. In ihrem Buch erzählt sie, wie sie diesen Weg gegangen ist.
Ihr Weg zeigt, dass es möglich ist, einen schmerzlichen Verlust nicht nur auszuhalten, sondern dem eigenen Leben eine neue und gute Richtung zu geben.
Totgeborene Kinder unter 500 Gramm müssen in München nicht zwingend von einem Bestattungsinstitut transportiert werden. Eltern dürfen sie selbst zum Bestattungsort bringen. Dafür benötigen sie in der Regel eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der Klinik.